„Thinking out of the box” – unter diesem Motto wurde in der Woche vom 11.-15.11.2019 das Thema Inklusion im Sport sowohl in der Theorie als auch der Praxis gelebt.
Ziel war es in der Woche des inklusiven Sports im Rahmen des Projektes Sport/sozial Begegnungen zu schaffen, Ängste abzubauen und vor allem vielfältige Möglichkeiten aufzuzeigen. Sport in sozialer Verantwortung heißt auch, die Studierenden fit für die inklusive Praxis zumachen.
„Sport muss viel ausdiffernzierter betrachtet und gelebt werden“, so Jörg Köhler Sportlehrer an der IGS in Nieder-Olm und selbst Rollstuhlfahrer. Er brachte seinen „Handwerkskoffer“ mit und zeigte den Master Lehramsstudierenden ganz praktische Tipps, wie Inklusion im Sport gelingen kann. „Das oberste Ziel sollte es sein, dass jeder mitmachen kann, auch wenn das heißt, dass unterschiedliche Aufgaben gestellt werden müssen“. Eine Fragestellung ist für ihn ganz entscheident: „Was können wir tun, damit du mitmachen kannst?“. Kreativität und auch Humor seien hierfür ganz besonders wichtig, vor allem aber auch, dass man innerhalb der Gruppen einen respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander pflegt.
Auch Mathias Mester mehrfacher IPC-Weltmeister im Speerwurf und Silbermedaillengewinner bei den Paralympics 2008 in Beijing weiß, damit Inklusion gelingen kann, benötigt es Begegnungen, Dialoge und Kreativität. Einer Gruppe von Studierenden stand er Rede und Antwort. Das macht er aber gerne, denn er möchte den Sport von Menschen mit Behinderungen noch etwas bekannter machen. Zu Beginn seiner Leistungssportler Karriere fühlte er sich oft wie ein Versuchkaninchen, aber im positven Sinne. Gemeinsam haben seine Trainer*innen und er nach Lösungen für das Training gesucht. Bis heute trainiert er in einer inklusiven Gruppe, da ist es klar, dass Anpassungen im Training getroffen werden müssen. Hier fühlt er sich willkommen und wertgeschätzt. Unter Sportler*innen hat er selten das Gefühl, ausgegrenzt zu werden.
An zwei Tagen durften die Studierenden sich im Rollstuhlbasketball üben. Die Rhine River Rhinos spielen in der 1. Bundesliga und führten in die Sportart ein. Die Studierenden waren begeistert von der dynamischen und schnellen Sportart. Dem Verein ist es wichtig für ihre Sportart zu werben und aufzuzeigen, dass Behinderung nicht immer mit einer Leistungsminderung oder Verzweiflung einhergeht.
Neben dem Rollstuhlbasketball konnten die Studierenden sich unter anderem im Rollstuhltanz ausprobieren. Hannah Uerschelen Leistungstänzerin in der Klasse Solo-Tanz faszinierte mit ihrer gefühlvollen und ausdruckstarken Vorführung. Sie selbst sagt, „dass man durch Tanzen so viel zum Ausdruck bringen kann. Manchmal braucht es nur wenige Bewegungen. E-Rollstuhlfahrer können z.B. alleine durch ihre Augen eine bestimmte Tanzrichtung vermitteln.“
Prof. Dr. Rainer Schliermann von der OTH Regensburg setzte sich in seinem Vortrag kritisch mit dem Thema Inklusion auseinander. Für ihn ist klar: „Es geht nicht darum, dass immer Alles gemeinsam passieren muss. Aber wichtig ist, dass jeder eine Wahlmöglichkeit hat, selbstbestimmt zu entscheiden was er oder sie möchte. Zudem ist Inklusion ein lebenslanges und lebensbreites Phänomen, deshalb geht es uns alle etwas an“. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sich wünschen Sport mit Kindern und Jugendlichen ohne Behinderungen zu treiben. Hieraus ergibt sich ein klarer Handlungsauftrag für die Politik, Bildung und Wissenschaft. Ziel sollte es sein, Angebote und Projekte zu gestalten, die für alle zugänglich sind.
Die 1. Woche des inklusiven Sports war ein Versuch den Studierenden den Sport von Menschen mit Behinderungen näher zu bringen und vor allem Vorurteile und Ängste zu nehmen. Die Studierenden waren fasziniert von den Möglichkeiten die der Sport für Menschen mit Behinderung bietet. Sie finden es wichtig sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Handlungs- und Denkanstöße zu bekommen, die sie in der Praxis umsetzen können.